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Fasching

Illustration: Christian Badel

Vielleicht fragen Sie sich – was hat Fasching mit der Kirche oder Religion zu tun? Ja und nein – denn Fasching hat sehr unterschiedliche Wurzeln und da gibt es durchaus auch Beziehungen zu kirchlichen Traditionen. Die Geschichte von Fasching ist sehr umfangreich und spannend – hier können wenige Aspekte genannt werden. Das Wort „Karneval“ stammt aus dem lateinischen. Es kommt von „Carne vale“ – „Fleisch, leb wohl“. Dies weist auf die strenge Fastenzeit in den 40 Tagen vor Ostern hin. Auch der Name Fast-Nacht hat diesen Hinweis auf die anschließende Fastenzeit: Die Nacht bzw. die Nächte vor der Fastenzeit.

„Die ersten Nachrichten über Fastnachtsfeiern stammen aus dem 12. oder 13. Jahrhundert als Gegensatz zur nachfolgenden Fastenzeit. Bevor nicht nur dem Fleisch, sondern allgemein Fett und Milchprodukten bis hin zur Sexualität vierzig Tage lang entsagt wurde, herrschte eine Zeit der Völlerei, der Maßlosigkeit, der derben Scherze und der sexuellen Ausschweifungen. Mancherorts wurde der Berufsgruppe, die am meisten unter dem Fasten zu leiden hatte, den Metzgern, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In Nürnberg beispielsweise ließen die Metzger in einem Tanz zum letzten Mal „die Sau raus“. (evangelisch.de) 

Die Reformation hat im evangelischen Bereich dann den Fasching weitgehend abgeschafft. Während die katholische Kirche versuchte, das „Böse“ und Närrische ins Kirchenjahr zu integrieren – wahrscheinlich ursprünglich mit dem Hintergedanken, man müsse den Feind kennen, den man bekämpfe – und in den Faschingstagen eine Möglichkeit sah, dem Volk die anschließende Fastenzeit erträglicher zu machen, verboten die Reformatoren die Ausschweifungen des Karnevals und seine derben Scherze ganz. Vielerorts gerieten zahlreiche Bräuche in Vergessenheit und der Fasching wurde zu einer rein katholischen Veranstaltung, die sich in erster Linie in den Städten behaupten konnte.

Doch Fasching hat auch noch andere Wurzeln: Jeden Frühling feierten die Germanen ein wildes Fest, um die Wintergeister zu vertreiben. Die Dorfbewohner setzen sich grauenvolle Masken auf ihre Gesichter, machten mit Schellen, Rasseln und Trommeln einen Höllenlärm, um die Wintergeister in die Flucht zu schlagen. 

Die Römer feierten das Saturnalienfest. Für einen Tag durften die Bewohner die Rollen tauschen. Die vornehmen Herren mussten ihre Sklaven bedienen. Die Diener durften auch Witze erzählen und Kritik äußern, wofür sie an anderen Tagen hart bestraft worden wären. Daraus entwickelten sich dann auch die Büttenreden: Leute aus dem Volk steigen auf die Bühne und schwingen mehr oder weniger lustige Reden, in denen sie mit allen abrechnen, was sie stört, wie z.B. Politiker. 

Insgesamt vereinigen sich also eigentlich drei Stränge im dem, was wir heute als Fasching bezeichnen:

  • Eine Zeit der Völlerei und Maßlosigkeit, bevor die kirchlich verordnete Fastenzeit begann. Diese war auch deshalb wichtig, da die Zeit der Wintervorräte langsam zu Ende ging.
  • Ein Fest zur Vertreibung der Wintergeister.
  • Eine Möglichkeit, gegen die Herrschenden zu rebellieren. Und damit man dies auch unter den Deckmantel der Anonymität machen konnte, waren die Verkleidungen wichtig. Im rheinischen Gebiet war dies besonders ausgeprägt, z.B. als Protest gegen französische oder auch preußische Besetzung.

Heute sind noch viele Elemente in den traditionellen Faschingsgebieten vorhanden, die an diese Traditionen anknüpfen. Die wenigstens wissen aber um diese historische Bedeutung.