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Prüft alles und behaltet das Gute!
Gedanken zur Jahreslosung 2025 – 1. Thessalonicherbrief 5,21
Beim Lesen der diesjährigen Jahreslosung 2025 musste ich zuerst an den 11. September 2024 denken, als plötzlich mitten in der Nacht die Carolabrücke in Dresden einstürzte. Gott sei gedankt, dass niemand zu Schaden kam. Zuerst wurden die Prüfingenieure gefragt, warum sie die Brücke nicht gesperrt hatten. Sie hatten diese Brücke schon mehrfach geprüft, aber offensichtlich nicht das Risiko berechnet. Mit dem neuen Prüfmaßstab wurden und werden weitere Brücken gesperrt. Von daher ist alles klar mit der Jahreslosung: Prüft alles und behaltet das Gute! Aber was ist der Maßstab für das Gute? – Viele junge Leute tragen heute ein Armband mit den Buchstaben W.W.J.D. – Diese Abkürzung steht für „What would Jesu do?“ – („Was würde Jesus tun?“). Sie wollen sich daran erinnern, sich bei allem, was sie tun, zu prüfen, wie Jesus Christus in dieser Situation reagieren, handeln oder denken würde. Diese Frage ist keine neue Erfindung. Schon vor fast 100 Jahren begleitete den evangelischen Theologen Martin Niemöller diese Lebensfrage: „Was würde Jesus dazu sagen?“ 1938 kam er wegen seiner Einstellung zum Nationalsozialismus ins Konzentrationslager Sachsenhausen.
In allen Begegnungen, bei allen Entscheidungen überprüfte er „Was würde Jesus dazu sagen?“ Wie würde er sich entscheiden? Was würde er tun? Die Frage war für Martin Niemöller Korrektiv und Leitlinie, alles Gegebene noch einmal aus dem Blickwinkel Jesu zu prüfen. Also nicht nur fromm reden, sondern alles prüfen und das Gute behalten und es auch tun. So schreibt Paulus einige Verse vorher: „Seht zu, dass keiner dem anderen Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann.“ (1. Thess 5,15) Das gelingt nicht immer. Aber wir können Gottes Hilfe in Anspruch nehmen. Und seine Vergebung. Gott will Gutes in uns bewirken. – Noch ein praktisches Beispiel für das Prüfen und das Gute behalten: Als junge Theologen haben wir in den 90iger Jahren verschiedene Gewänder geprüft und die Mantelalbe mit Stola als die beste Form befunden, um die Vielfarbigkeit unseres christlichen Glaubens sichtbar zum Ausdruck zu bringen. In unseren Gemeinden ist sie mittlerweile so bekannt, dass ich schon erklären muss, warum ich mal einen schwarzen Talar trage.
Auf dem Titel sehen Sie den Benndorfer Altar, wie Maria das Jesuskind trägt. Das sollte das Prüfkriterium sein für unsere Entscheidungen: Jesus, der Christus.
Ich wünsche uns Gottes Segen für 2025, wenn wir die Dinge prüfen und das Gute behalten.
Ihr Pfarrer Michael Tetzner