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Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen…

Bleiglasfenster

Den Ausdruck kennen Sie gewiss. So beschreiben wir etwas, das eben doch noch etwas mehr als „nur ein 6er im Lotto“ ist. Ich streife in Gedanken durch meine Lebenszeit: Die ersten Minuten und Stunden mit dem neugeborenen Kind – es hebt die ganze Welt aus den Angeln – eben wie Weihnachten und Ostern zusammen. Welche Momente fallen Ihnen bei dieser Redewendung ein?

Maria und Josef sind in der Kirche in Kohren-Sahlis gleich zweimal zu sehen (eines der Bilder sehen Sie auf dem Titelblatt). Beide Male wirken sie freilich recht gesetzt – sind vielleicht aber auch einfach nur geschafft. In einer Krippe im nördlichen Vogtland, die Weihnachten auf dem Altar aufgestellt wird, sitzt Maria nicht, sondern sie liegt. Für die Situation nach der langen Reise und der Geburt mag ihr das vermutlich das Liebste gewesen sein.

Freude über das Kind, die Mühen und Schmerzen überstrahlt, die werden auch Maria und Josef erlebt haben. Und das fühlt sich dann eben für eine kurze Zeit wie „Weihnachten und Ostern zusammen“ an. Und dann fragt man sich und versteht nicht, wie Menschen mit solchen Erfahrungen überhaupt Krieg führen können – über den Gartenzaun, im Internet oder über den Dnipro.

Brauchen wir mehr solche Momente, in denen uns die Freude flutet, um wegzukommen von den alten Grummeligkeiten und neuen Aufregungen? Brauchen wir mehr Zeit für uns und miteinander, um solche Momente zu feiern und sie in uns wachzuhalten?

Aber wir haben sie doch, diese Zeit, und ich bin dankbar, dass es Weihnachten im Schatz unseres Kirchenjahres gibt – auch wenn es in den Gemeinden eine arbeitsreiche Zeit für viele ist (Vielen Dank allen, die das mit ausgestalten!). Dieses Fest erzählt von der Freude und Zartheit, aber auch von der Verletzlichkeit und gibt so ein wirkliches Gegengewicht zur Stimmungslage und -mache unserer Zeit.

Weihnachten und Ostern zusammen – das eine Fest gäbe es ohne das andere nicht. Die ersten Christinnen und Christen haben sich an Ostern festgemacht, und beim Evangelisten Markus sehen wir, dass der sich so gar nicht für die Kindheit Jesu zu interessieren scheint und auch nicht für die Geburt. Zum Glück gibt es aber das biblische Zeugnis eben doch in mehreren Fassungen. Wenn sich Markus nicht über das Kindlein freuen konnte, und Johannes darüber nur philosophiert, so ließen sich Lukas und Matthäus vom Schicksal des Mensch gewordenen Gottes noch einmal anders berühren und erzählen uns bis heute davon.

Und wenn dann der Frühling kommt, bin ich froh, dass wir auch Ostern feiern und nicht wirtschaftsfördernd in ein paar wilden Tagen im Dezember alles abgearbeitet haben – sondern die Feste eben so feiern, wie sie fallen – uns vor Weihnachten Zeit für den Advent nehmen und Karfreitag und Ostern mit durchleben. Zum Besonderen dieser Feste gehört wohl auch, dass sie Vor- und Nachbereitungszeiten haben – so, dass wir hineinfinden und noch viel Resonanz spüren.

Vom 1. Dezember bis zum 2. Februar geht unser Weihnachtsfestkreis, und ich wünsche uns allen, dass es eine wahre Friedenszeit wird, die eben auch – wie Ostern – den Blick über die Grenzen des Lebens ermöglicht.

Ihr Pfarrer Hendrik Pröhl

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