Schönau war seit jeher ein Bauerndorf ohne Gutsherrschaft und Adelssitz. Seine Anlage weist auf eine ursprünglich slawische Siedlung hin, zu der sich im 12. Jh. auf Einladung Wiprechts von Groitzsch fränkische Siedler gesellten. Man wird annehmen dürfen, dass sie eine bescheidene romanische Kirche in der Mitte des Dorfes erbauten, von der noch die Apsis und der Taufstein aus Porphyr erhalten sind.
Anders als das benachbarte Nenkersdorf mit seinem Kloster und der prächtigen Wallfahrtskirche blieb Schönau ein Bauerndorf mit einer kleinen Dorfkirche, die vortrefflich zu den Bedürfnissen der Bewohner passte und bis heute passt. Wann und warum die alte romanische Kirche abgebrochen wurde, ob sie baufällig, zu klein wurde oder einem Brand zum Opfer fiel, ist unbekannt. Fest steht jedenfalls, dass 1568 die Kirche in ihrer heutigen Form entstand: eine kleine gotische Dorfkirche mit Dachreiter und einem schlichten Schnitzaltar. Er zeigt in der Mitte Maria mit dem Kind. Wenn sie nicht die Krone trüge, könnte man sie für eine Frau aus dem Dorf halten, die ihren kleinen Sohn auf dem Arm trägt. Sie wirkt wie eine redliche und anständige Bäuerin, deren Leben vor allem aus Mühe und Arbeit besteht und die ihren Kindern eine gute Mutter ist. Vielleicht hat dem Bildschnitzer tatsächlich eine Bäuerin aus der Nachbarschaft als Modell gedient. Er hat damit etwas Wesentliches deutlich gemacht: In Jesus ist Gott Mensch geworden, einer von uns. Weil er uns ganz nahe sein wollte und will. Neben Maria ist der Hl. Aegidius dargestellt und rechts und links auf den Flügeln des Altars Judas Thaddeus und Jakobus der Jüngere.
Schönau besitzt ein besonders schönes Geläut. Es besteht aus drei Bronzeglocken vom Anfang des 16. Jh. Sie sind damit älter als die Kirche in ihrer heutigen Form und haben die Jahrhunderte unbeschadet überdauert. Im Jahr 1906 erhielt die Schönauer Kirche ihre jetzige Orgel. Sie stammt aus der Werkstatt Schmidt & Berger in Borna und gehört zu den letzten Werken aus der von Urban Kreutzbach einst begründeten Bornaer Orgelbautradition. Im Zuge des Orgelbaus wurde die westliche Vorhalle samt dem hellen und großzügigen, schön geschwungenen Treppenaufgang neu gebaut.
Die Schönauer haben ihre Kirche durch die Jahrhunderte gut erhalten und gepflegt. Weil die alten Kirchenfenster in der Apsis nicht mehr schön waren, kam um 2010 der Gedanke auf, zwei neue, farbige Kirchenfenster anzuschaffen. Jahrelang wurden Spenden gesammelt, und am 2. Advent 2013 war es soweit, dass die beiden neuen Kirchenfenster eingeweiht werden konnten. Gestaltet wurden sie von dem Glaskünstler Günter Grohs aus Wernigerode. Sie sind nicht figürlich, aber vielfarbig: orange, braun, gelb, blau, grün mit einem darübergelegten zarten schwarzen Netz. Die Farben stehen für unser Leben, in dem es auch helle und dunkle, heitere und ganz alltägliche Zeiten gibt. Die netzartige Struktur weist hin auf die Ordnungen und Strukturen, in denen wir leben: Dorfgemeinschaft, Familie, Freunde, Staatswesen. Durch alles aber fällt das Licht von außen, so wie auch in unser Leben das Licht der Liebe Gottes fällt. Ich bin das Licht der Welt, sagt Jesus (Jh 8,12). Und wiederum fällt, wenn es draußen dunkel und die Kirche erleuchtet ist, ein warmer, heller Lichtschein durch die farbigen Fenster nach außen, einladend und freundlich, so wie Jesus es uns ans Herz gelegt hat, als er sagte: Ihr seid das Licht der Welt (Mt 5,14).
Lassen Sie sich einladen, zusammen mit der Schönauer Gemeinde Gottesdienst zu feiern!