Letzte Änderungen: 09. Mai 2022 WN
Kirche in Bocka
Kaum jemand registriert die Bockaer Kirche beim Vorbeifahren Richtung Altenburg, da sie gleich hinter dem Ortseingang versteckt liegt. Das war bis 1947 anders:
Wie historische Bilder zeigen, gab es einen riesigen Dachreiter. Stolz erzählen die Älteren, dass sie selbst als Orientierung bei Manövern diente. Leider wurde der typisch thüringisch-schiefergedeckte Spitzturm bei einem Blitzeinschlag am 30. Juni 1947 zum Verhängnis und das gesamte Schiff brannte aus. Selbst die drei Glocken fielen zum Opfer und schmolzen in der Feuerhitze. Gott sei Dank blieb der Altarraum weitgehend unversehrt, doch seit dem und vor allem unter DDR-Verhältnissen fristete das Kirchgebäude ein mehr oder weniger trauriges Dasein. Immerhin blieb sie erhalten und wurde nach notgedrungenem Verkauf des mächtigen Pfarrhauses mit einem zusätzlichen Gemeinderaum ausgestattet (mit „Baupfarrer“ Heinig gab es sogar in dieser Kirche Rüstzeiten mit Übernachtung und die Heizungsstrahler funktionieren bis heute)! Sicher trug auch die Lage jeweils am Rand von Thüringen und Sachsen zu dieser Misere bei, was aber nicht unbedingt vom Gemeinde-Leben gesagt werden kann:
Seit einigen Jahren wird z.B. das Erntedankfest fürstlich mit Kaffee und Kuchen begangen, gibt es ein eigenes Krippenspiel und der fast 70 Jahre bestehende Chor wurde von beliebten Chorleitern gepflegt und
singt fröhlich weiter. Wie öfters in den letzten Kirchennachrichten erwähnt, sind wir derzeit dabei, Dach
einschließlich Dachstuhl des Chorraumes zu sanieren, nachdem endlich vor 12 Jahren über dem Schiff quasi die Notbedachung einem soliden Dachstuhl mit Biberschwanzeindeckung wich, einschließlich Herstellung einer passenden Kassettendecke. Wir waren bei Analysen selber erschrocken, wie hinfällig ein Großteil der Dachbalken im Traufbereich waren, zum Glück hat man nicht bei der Mächtigkeit der Balken gespart. Aber es war höchste Zeit!
Um 1915 erfuhr die Kirche eine bedeutende Veränderung, weil bei einer Überformung viele Elemente des Jugendstils innen und außen Eingang fanden (selbst der Schornstein erhielt eine angepasste Form!). Das macht u.a. den Charme des Gotteshauses bis heute aus, selbst wenn leider Ausmalung nicht so vollständig erhalten ist wie z.B. in Roda. Die Ursprünge der Kirche reichen viel weiter zurück: Der mittlere Teil mit dem Triumphbogen weist auf romanischen Ursprung hin, so dass ein Bestand seit 800Jahren nicht übertrieben ist. Weiterhin gibt es ein wunderschön mit Maßwerk ausgestattetes gotisches Fenster, inzwischen mit einer imposanten farbigen symbolreichen Verglasung versehen.
Der Altarraum selbst zeigt im Wesentlichen barocke Ausstrahlung, so dass viele Generationen mit ihrem Wirken Spuren hinterließen. Dazu gehört als Kleinod auch die 1746 vom renommierten Orgelbaumeister Heinrich Gottfried Trost konzipierte Orgel (wie Schlosskirche Altenburg oder Weimar). Um sie wieder in voller Schönheit hören zu können, müssen die äußeren Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein und diverse Restaurierungsarbeiten erfolgen. Insgesamt liegt auch ein überzeugendes Konzept vor, die Kirche als Treffpunkt zu verschiedenen Anlässen im Dorfleben zukunftsfähig nutzen zu können. Aufgeschlossene Gemeindeglieder begrüßen sie gern und haben viel zu erzählen! In dem Sinne herzlich willkommen, wir freuen uns über Gäste und jegliche Unterstützung!
Matthias Ellinger