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Für mich? Für dich? Für uns? – Freiwillig engagiert im Kirchspiel

Vieles in unseren Gemeinden wird so selbstverständlich in Anspruch genommen – und oft wird nicht realisiert, dass es vor allem den Ehrenamtlichen zu verdanken ist, dass unsere Gemeinde leben. Kirche ist also ohne ehrenamtliches Engagement gar nicht denkbar – aber eines ist klar: Durch das Engagement für mich, für dich, für uns leben wir Kirche.

Wie kommt der Gemeindebrief zu mir?   

Rechtzeitig informiert sein über alles, was im Kirchspiel läuft, welche Veranstaltungen es gibt, wann welche Gottesdienste stattfinden und was die Gemeinde bewegt – dazu wird für jeweils zwei Monate der Gemeindebrief mit dem Titel „ZUsammenKUNFT KIRCHE“ erstellt, den Sie jetzt in den Händen haben  Doch wie kann gewährleistet werden, dass jeder evangelische Haushalt diese Informationen rechtzeitig bekommt? Sicher – in der Kirche liegen sie aus – aber wer holt sie dort schon ab? Und man könnte sie auch mit der Post schicken – aber das kostet viel Geld. Und wie so oft in der Kirche, springen viele Ehrenamtlichen ein, die die Verteilung der rund 2.000 Gemeindebriefe übernehmen. Drei wollen wir Ihnen vorstellen.

Die Begegnung ist wichtig

Dieser Satz könnte die Leitlinie von Roswitha Mohaupt sein. Geboren, aufgewachsen und inzwischen beinahe 88 Jahre gelebt hat sie immer in Kohren-Sahlis. Gleich bei der Kirche im Torhaus zum Pfarrhof hat sie als Kind gelebt. Vielleicht ist die räumliche Nähe zur Kirche der Grund, warum sie sich in ihrem ganzen Leben für die Gemeinde engagiert hat. Aber als überzeugte Christin war für sie selbstverständlich, die Kirche zu unterstützen. Und so hat sie auch die Verteilung des Gemeindebriefes mit viel Freude und Engagement gemacht. Wann sie damit begonnen hat – das weiß sie nicht mehr. „Auf jeden Fall habe ich es viele Jahre gemacht“, sagt die noch 87jährige bescheiden. Und es ist ihr beinahe etwas peinlich, dass darüber nun im Gemeindebrief berichtet werden soll. 

Sie hat genau Buch geführt über die Verteilung – in ihrer Verteilliste ist aufgeführt, wann sie es an wen verteilt hat. Einmal im Jahr hat sie auch einen finanziellen Beitrag von den Haushalten verlangt. „Das gehört sich doch, dass man dafür auch etwas bezahlt. Denn die Herstellung kostet ja Geld.“ Dazu hat sie einmal im Jahr an alle einen handschriftlichen Brief geschrieben, diese dem Gemeindeblatt beigelegt und die Personen gebeten, dass sie bei ihr das Geld abgeben. Und natürlich wurde genau mit dem Gemeindebüro abgerechnet. Als kleines Extra hat sie auf jeden Gemeindebrief immer den Namen der Familie geschrieben, bevor sie ihn abgegeben oder in den Briefkasten geschmissen hat. „Die Leute sollen sich doch persönlich angesprochen fühlen.“  

Und wenn Kohrener, die nicht Mitglied in der Kirche waren, den Gemeindebrief wollten, hat sie ihn selbstverständlich auch bei denen vorbeigebracht. Das Wichtige für sie waren dabei die vielen Gespräche und persönlichen Begegnungen  – für sie lebt Kirche von der Begegnung. 

Deshalb hat sie auch als Fördermitglied der Diakonie in Kohren und Rüdigsdorf die Mitgliedsbeiträge bei den anderen Mitgliedern persönlich abgeholt. Jetzt im Frühjahr 2023 hat sie mit dem Verteilen aufgehört – das Laufen fällt ihr zunehmend schwer. Ein wenig vermisst sie es schon, aber sie ist froh, dass sie die Aufgabe an jemand weitergeben konnte, die dies ebenfalls mit viel Engagement macht. Sie freut sich an den Erinnerungen an die vielen Begegnungen – z.B. auch mit dem berühmten Schriftsteller Guntram Vesper, bei dessen Vater sie als Sprechstundenhilfe zeitweise gearbeitet hat. In seinem Buch „Frohburg“ hat er die Widmung reingeschrieben: „Der lieben Roswitha…“. Danke, Roswitha Mohaupt, für Ihr Engagement.

Fit halten und Natur genießen

Johannes und Jakob haben letztes Jahr begonnen, den Gemeindebrief in Prießnitz zu verteilen. Johannes war etwas ungehalten – denn für das Interview habe ich ihn beim Tischtennisspielen bei der Konfi-Rüstzeit unterbrochen. Aber nach einiger Zeit ist er voll dabei beim Gespräch über ihren Dienst. Die beiden 12jährigen Zwillinge haben die Verteilung der Gemeindeblätter von ihrer Schwester übernommen. Die hat es drei Jahre gemacht und ab und zu haben sie die Schwester auch schon begleitet. Nun sind beide im Konfirmandenunterricht und führen die Familientradition weiter. Jeden zweiten Monat gehen sie 30 Adressen ab und werfen im Normalfall den Gemeindebrief in den Briefkasten. „Wenn die Leute im Garten sind, dann geben wir es ihnen gleich persönlich. Sie sind immer nett und freuen sich, dass wir ihnen den Gemeindebrief vorbeibringen.“ Es macht also Spaß, das Verteilen und gemeinsam ist es einfach besser als allein. Schön ist es jetzt, wenn der Frühling wieder beginnt: „Dann können wir die Blumen genießen und es hält uns auch gleich fit“, sagt Jakob stolz. Deshalb begleitet auch ab und zu die Mutter die beiden. Und jetzt im Sommer, können sie das Verteilen auch mit dem Fahrradfahren verbinden. 

Johannes würde manchmal lieber Fußballspielen –  aber mit seinem 10 Minuten älteren Bruder unterwegs zu sein, ist auch ganz reizvoll. Und außerdem gibt es ja ein kleines Benefit: Denn für jedes Verteilen bekommen sie eine Unterschrift auf ihrer Konfirmandenkarte. Während der zwei Jahre Konfi-Unterricht brauchen sie 30 Unterschriften. Und durch das Verteilen haben sie schon mal 12 Unterschriften sicher. Den Rest bekommen sie beim Gottesdienstbesuch. „Und das macht auch Spaß, vor allem wenn es ein Kinder- oder Familiengottesdienst ist.“ 

In die ZUsammenKUNFT KIRCHE schauen sie nur ab und zu. „Dann können wir sehen, wann in Prießnitz wieder Gottesdienst ist.“ Bis zur Konfirmation 2025 bleiben sie auf jeden Fall dabei. Also eine rundum gute Sache: Für die beiden, die sichtlich Spaß dabei haben, für die Kirchengemeinde, die gleich zusätzliche Austräger hat, und für die Mitglieder der Gemeinde, die so rechtzeitig den Gemeindebrief bekommen. Und vielleicht eine gute Idee für die Werbung von neuen Austräger*innen nach dem Motto: Fit – dank des Gemeindebriefes. Danke, Johannes und Jakob, für euer Engagement. 

Gutes tun und Gutes erfahren

Seit 16 oder 17 Jahren trägt sie inzwischen das Gemeindeblatt aus – genau weiß sie es nicht. Cornelia Kroke aus Frohburg ist noch voll berufstätig in einem anstrengenden Arbeitsbereich, hat zwei Kinder. Die 53jährige ist somit eigentlich voll ausgelastet. „Aber ich wollte mich ehrenamtlich in die Gemeinde einbringen. Deshalb habe ich diese Aufgabe übernommen.“ In einem Gottesdienst hatte damals – eben vor 16 oder 17 Jahren – Pfarrer Fischer gefragt, wer einspringen kann. Denn eine andere Austrägerin musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Da hat sie sofort „Ja“ gesagt: „Ich bewege mich gern und der Hund will ja auch ausgeführt werden. Da dachte ich mir: Die Aufgabe passt für mich.“ Sie tut also Gutes für die Gemeinde und profitiert auch selbst davon. 

Der Bezirk ist gar nicht so klein – über 100 Adressen beliefert sie alle zwei Monate. Da es teilweise große Wohnblocks sind, ist die Aufgabe überschaubarer – auch wenn sie manchmal besonders am Anfang detektivisch die richtigen Hausnummern suchen musste. Beinahe zwei Stunden ist sie unterwegs – mit dem Fahrrad geht es etwas schneller. Kontakt zu den Gemeindegliedern bekommt sie nur im Sommer, wenn die Bewohner sich im Garten aufhalten. Wenn sie sich mal durch die Tochter oder Schwester vertreten lassen muss, dann ist sie immer ganz aufgeregt, ob die das auch richtig machen. „Ich bin Perfektionistin – ich will immer alles ganz genau machen.“ Sie hofft, dass es das „Gemeindebläddel“ noch lange geben wird und nicht vom Internet ganz abgelöst wird. „Gerade ältere Menschen brauchen die direkte, die persönliche Ansprache – und auch ich schau lieber im Gemeindebrief nach als im Internet.“ Außerdem bekommt man auch vieles über den normalen Gemeindealltag hinaus mit – z. B. die Vorstellung der verschiedenen Kirchen. Sie hofft deshalb, dass immer Menschen gefunden werden, die den Gemeindebrief austragen. „Ich kann dafür nur werben – es macht Spaß, man macht gleich eine schöne Spaziergangrunde und kann etwas für die Gemeinde tun.“ Danke, Cornelia Kroke, für ihr Engagement.