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Letzte Änderungen: 31.01. 2023 WN

 

Dorfkirche Gnandstein

Um die Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert wurde in Gnandstein – wohl etwa zeitgleich mit der Burg – eine erste Kirche erbaut. Von ihr sind im Innern noch heute romanische Putzreste unterhalb der Emporen zu erkennen. Auch das Radkreuz außen, unterhalb des Ostfensters ist diesem älteren Bau zuzuordnen. Der Neubau der spätgotischen Kirche, so wie sie sich noch heute präsentiert, wurde 1518 fertiggestellt, also ein Jahr nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg. Heinrich von Einsiedel, der zum Zeitpunkt der Fertigstellung ihr Patronatsherr war, gehörte zu den frühen Anhängern der Wittenberger Reformatoren. Mit dem Neubau erhielt die Kirche ein Netzgewölbe mit Rippen aus rotem Porphyr und gotische Maßwerkfenster im Chor. Von außen präsentiert sich der langgestreckte Bau mit einem steilen Satteldach. Im Norden wurde der Kirche eine Patronatsloge und der Treppenaufgang angefügt. Unterhalb der Patronatsloge kann man noch heute einen Blick in das Ossuarium, also das Beinhaus, des Friedhofes werfen. Im Westen wurde der Kirche ein gedrungener Turm und südlich davon ein Treppenaufgang angefügt. Wie auch heute war der Baukörper verputzt und weiß sowie unterhalb des Dachgesimses mit einem Rautenfries versehen. Die Eckverquaderung ist farblich hervorgehoben. Aus der Erbauungszeit haben sich einige farbig gefasste Glasfenster im Chor der Kirche erhalten. Auch die übrige Ausstattung der Kirche ist beachtlich. Eine herausragende Arbeit ist der 1559 geschaffene Epitaphaltar für Heinrich von Einsiedel mit einer eigens von Philipp Melanchthon für den Verstorbenen verfassten Inschrift.

Ebenso eindrücklich sind die neun 1640 im Chor aufgestellten Sandsteinplatten, die Familienmitglieder der von Einsiedel zeigen. Im 18. Jahrhundert wurden diese noch einmal um vier weitere ergänzt. Sie zeigen das herrschaftliche Selbstverständnis der hier bestatteten Patronatsherren. In 1660er Jahren erhielt der spätgotische Turm einen achteckigen Dachreiter. Im Innern wurde der Altar 1688 durch einen Kanzelaltar ersetzt. Er war damit einer der Ersten seiner Art in Sachsen. Ebenso ließen die Patronatherren ihre Loge prächtig mit den Wappen ihrer Verwandten schmücken und verdeutlichten so ihre Stellung im Land. Das Kirchenschiff unterscheidet sich von der herrschaftlichen Pracht. Nach der Vorlage der Bilderbibel des Matthaeus Merian d.Ä. schuf Tobias Pferts oder Perthes einen Zyklus, der das Leben Jesu von der Verkündigung bis zum Jüngsten Gericht in einem ländlichen barocken Stil zeigt. Die Dorfkirche Gnandstein ist ein hervorragendes Beispiel einer Patronatskirche in Sachsen. In ihr spiegeln sich die theologischen Vorstellungen verschiedener Epochen wieder und sie zeigt, wie sich vornehm–herrschaftliche und ländlich– volkstümliche Elemente ausgezeichnet in einen spätgotischen Raum einfügen. (Text entnommen aus: www.kirchenerkundung.de )

 Hier gibt es auch einen Kurzfilm über die Kirche.